Der Liebesbrief. Die große Kunst der schönen Worte

Deine Liebe macht mich zum Glücklichsten und zum Unglücklichsten zugleich (…). sei ruhig – liebe mich – heute – gestern – Welche Sehnsucht mit Tränen nach dir – dir – dir – mein Leben mein alles – leb wohl – o liebe mich fort – verkenn nie das treuste Herz deines Geliebten L.

ewig dein
ewig mein
ewig uns

 

Wow! Bei diesen Worten bekomme ich Gänsehaut, auch, wenn Ludwig van Beethoven diese Zeilen nicht an mich richtet, sondern seiner unbekannten Geliebten Anfang des 19. Jahrhunderts gewidmet hat.

Der Liebesbrief ist wohl eine der schönsten Formen seinem Lieblingsmenschen die tiefe Zuneigung kund zu tun. Doch warum ist er heutzutage so selten? Dazu habe ich Lisa Keskin befragt, die sich mit blubbb in love auf das Verfassen von Liebesbriefen spezialisiert hat.

Lisa, warum fällt es uns in Zeiten, in denen wir ohnehin ständig kommunizieren, so schwer unsere Gefühle auszudrücken?

Weil wir sehr viel auf der fachlichen Ebene kommunizieren. Wir vergessen oft, dass – selbst im Job  – bei jeder Kommunikation auch Emotionen im Spiel sind und es abseits der Fachtermini auch andere Elemente gibt, verbale und nonverbale. Zudem wird von uns erwartet – ob nun von anderen oder von uns selbst – dass wir Emotionen sehr oft hintanstellen. Wir wollen ja nicht als Heulsuse, Trotzkopf oder Häferl dastehen. Das wirkt sich auf unsere Beziehung zu Emotionen – die eigenen und die der anderen – aus. Sie verschwinden irgendwo im Hintergrund und man verlernt sie sozusagen oder hat keinen richtigen Zugriff mehr auf sie. Und dann fällt’s natürlich schwer, Gefühle auszudrücken.

Wie bist du auf die Idee gekommen Liebesbriefe für andere zu schreiben?

Ich habe immer schon gerne geschrieben. Ich liebe es, mich in Menschen zu versetzen, ihre Geschichten zu hören und daraus kleine Kunstwerke zu erstellen. Nicht nur Liebesschwüre, sondern auch Heiratsgelübde.

Wie verfasst man einen Liebesbrief? Gibt es einen spezifischen Aufbau oder soll man am besten verschriftlichen, was einem am Herzen liegt?

Ein Liebesbrief ist etwas sehr Persönliches und muss auch etwas sehr Persönliches sein. Natürlich ist es hilfreich, wenn verständlich ist, was gemeint ist – allzu chaotisch sollte er also nicht sein. Das wichtigste ist aber, dass er authentisch ist. Es geht nicht darum, schöne Worte zu verwenden, sondern die eigenen. Nur weil ein Liebesbrief schwülstig ist, heißt das nicht, dass er beim Partner oder der Partnerin auch ankommt. Wenn es zu gestellt wirkt, kann ein Liebesbrief genau das Gegenteil von dem erreichen,  was man erreichen will. Oder, im besten Fall, gar nichts bewirken. Man kann den anderen damit auch überfordern oder einfach nicht erreichen. Es ist auch nicht wichtig, ob es einen spezifischen Aufbau gibt. Wichtig ist, dass es von Herzen kommt und beim anderen auch genau dort – im Herz – ankommt.

Hast du Tipps für einen guten Einstieg?

Am besten mit der Anrede 🙂 Im Ernst: Abgesehen von der Anrede gibt es für mich auch hier keine richtige Lösung. Es ist alles erlaubt. Wenn man eher der lustige Typ ist, kann man auch schon mal einen ebensolchen Einstieg wagen (vorausgesetzt, man weiß, der Partner oder die Partnerin versteht das nicht falsch) – mit einer lustigen Anekdote zum Beispiel. Wenn man der romantische Typ ist, ist auch ein Gedicht oder Zitat nicht verkehrt. Hier muss man nur aufpassen, dass man sich nicht ausschließlich auf die Worte anderer verlässt, sonst wird das zu schnell unpersönlich. Kreative möchten vielleicht lieber ein eigenes Gedicht verwenden oder auch eine Zeichnung. Das ist alles so individuell wie der ganze Liebesbrief.

Gibt es einen richtigen Zeitpunkt für den ersten Liebesbrief an den Partner oder die Partnerin?

Der richtige Zeitpunkt ist wohl in jeder Beziehung individuell. Die einen werden einen Liebesbrief zu einem bestimmten Anlass schreiben wollen – Geburtstag, Hochzeitstag, Jahrestag, Weihnachten – die anderen möchten einen Liebesbrief vielleicht nutzen, um jemandem ihre Liebe zu gestehen, weil es schriftlich für sie einfacher ist als mündlich und persönlich. Manche schreiben ihn vielleicht auch einfach so, eventuell sogar auf ein kleines, gelbes Post-It, das sie auf den Kühlschrank kleben, weil es in dem Moment für sie einfach ein Bedürfnis war, dem Partner oder der Partnerin mit wenigen Worten mitzuteilen: Ich hab an dich gedacht. Wichtiger als der richtige Zeitpunkt ist vielleicht eher zu überlegen, wo der andere steht und ob man ihn oder sie vielleicht überfordert. Wenn man jemanden, den man gerade ein paar Tage kennt, mit Liebesschwüren überhäuft, wird der- oder diejenige wohl eher flüchten als vor Liebe zergehen. Genau wie bei allen anderen Formen der Kommunikation sollte man auch hier darauf achten, dass man den anderen abholt, wo er sich befindet.

Wann hast du deinen ersten Liebesbrief bekommen? Hast du ihn immer noch?

Ich habe eine alte Holzkiste, in der ich solche Erinnerungen aufbewahre, muss allerdings zu meiner Schande gestehen, dass ich sie seit sicher 15 Jahren nicht mehr geöffnet habe. Der erste Brief war von meinem damaligen Freund, der klassischen Jugendliebe, ebenso klassisch war es mit Mitte 20 vorbei mit uns. Mittlerweile habe ich sehr viele Liebesbriefe bekommen – und geschrieben. Ich finde, dass sie eine Beziehung lebendig halten.

Herzlichen Dank für das Interview, liebe Lisa.

Es war mir ein Vergnügen, liebe Paula!
Danke für die interessanten Fragen!

 

Wer Interesse an Lisas Liebesbriefen hat oder Tipps benötigt, kann Lisa hier kontaktieren.

 

Bildrecht Beitragsbild: Shutterstock

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